Komitee zur Erhaltung des jüdischen Friedhofs Klosterneuburg
Information
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Während der jüdischen Feiertage ist ein Friedhofsbesuch nicht gestattet.
Unterstützen können Sie die Arbeit des Komitees durch Ihre Mitgliedschaft oder auch durch eine Spende.
Kontoinformation: Raiffeisenbank Klosterneuburg, Kto.Nr. 34694, BLZ 32367; IBAN AT233236700000034694; BIC RLNWATWW367
Mitgliederbrief
Ruhig war es in den letzten Monaten um unser Komitee, nicht dass wir untätig gewesen wären, aber leider haben sich die Dinge nicht so entwickelt wie erhofft und die Sanierungsarbeiten am Friedhof ruhen daher. Den Grund dafür können Sie aus dem Schreiben unten entnehmen, das wir in Absprache mit der Kultusgemeinde allen Parteien, den Nationalratspräsidenten wie auch dem Bundespräsidenten zugesandt haben. Zu Ihrer Information veröffentlichen wir nun dieses Schreiben samt Aufstellung über das bisher Geleistete.
Groß war die Freude seitens unseres Komitees, als am 16. November 2010 das Bundesgesetz zur Sanierung der Jüdischen Friedhöfe in Österreich erlassen wurde: Es wurde der "Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich" eingerichtet und beim Nationalfonds (NF) angesiedelt. Für die darauf folgenden 20 Jahre sollten aus diesem Fonds jährlich bis zu einer Million – insgesamt also 20 Millionen – für die Restaurierung und Instandsetzung ausgeschüttet werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Sanierung des Jüdischen Friedhofes Klosterneuburg bereits weit fortgeschritten, und wir erhofften uns durch diese Mittel des Bundes das Vereinsziel, den gesamten Friedhof zu restaurieren, viel rascher als angenommen zu erreichen. Vier Jahre später nun die Ernüchterung: Das Erlangen der Bundesmittel ist kompliziert bis unmöglich, die Sanierung wird um ein Vielfaches teurer als von uns kalkuliert und vor allem ist es unmöglich für unseren Verein in der bewährten Form die Arbeiten fortzuführen. Von 2007 bis 2012 wurden rund 80.000 € investiert, die das Komitee durch Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen, Sponsoren und Subventionen des Landes Niederösterreich lukrierte: Neben diversen dringend erforderlichen Erhaltungsarbeiten wurden in diesem Zeitraum die Gräber am Neuen Teil des Friedhofes saniert. In Robert Burger, dem Friedhofskontrahenten der Stadtgemeinde Klosterneuburg, fanden wir einen hervorragenden Partner, der kostengünstig und vor allem fachgerecht die Gräber renovierte. Bei einer Begehung durch das Bundesdenkmalamt wurde die Arbeit von Herrn Burger als hervorragend eingestuft, das ganze Friedhofssanierungs-Projekt des Komitees als Vorzeigemodell bezeichnet.
Bundesmittel: Nein!
Ab 2012 hofften wir auf Ausschüttung von Bundesmittel, um mit den Arbeiten am Alten Teil beginnen zu können. Daraus wurde nichts. In endlosen Sitzungen mit IKG, Bundesdenkmalamt (BDA) und NF wurde dem Komitee erklärt, dass die Arbeit des Herrn Burger zwar hervorragend ist, aber er als nicht eingetragener Steinmetz nicht befugt ist, weiterhin am Friedhof zu arbeiten. Wir bräuchten neben einem Generalsanierungsplan, einem ziviltechnischen und statischen Gutachten, einen Baumeister sowie einen vom BDA akzeptierten Steinmetz- oder Restauratorenbetrieb, der ab nun für die Durchführung verantwortlich zeichnen soll. Dass dadurch die Kosten explodieren, war den Vertretern von BDA und NF zwar bewusst, aber im Gesetz ist dies alles festgehalten: Anträge sind im Antragskomitee, das zwei Mal (!) im Jahr tagt, einzubringen, der Nationalfonds verwaltet, das Finanzministerium prüft, sechs Ministerien sind beratend beigezogen, usw. Die in diesem Gesetz auch vorgeschriebene Pflegevereinbarung mit der Stadtgemeinde wurde seitens Klosterneuburgs unterzeichnet.
Traurige Bilanz
Das ehrenamtliche Engagement wurde in diesem Gesetz schlichtweg vergessen. Es gibt keinen Spielraum, um ein erfolgreiches, von allen Institutionen – IKG, BDA und NF - gelobtes Modell wie jenes in Klosterneuburg fortzuführen.
Die gute Zusammenarbeit mit der IKG sei besonders hervorgehoben, unser Dank für die Unterstützung gilt allen Mitgliedern und Sponsoren.
Wir als Komitee sehen uns unter diesen Umständen außerstande in der bewährten Form weiter zu arbeiten. Denn: Wir wollen nicht „betteln“ um Mitgliedsbeiträge und Sponsorengelder, während die für die Friedhöfe zugesagten Mittel irgendwo im Wust des Bürokratismus „verschimmeln“. Auch wollen wir der Verschwendung von Geldern nicht zuarbeiten, um völlig überzogene Sanierungsmaßnahmen mitzufinanzieren. Es wäre ein Gebot der Stunde, dieses Gesetz schnellstmöglich zu reparieren, damit mit der tatsächlichen Sanierung der Jüdischen Friedhöfe in Österreich begonnen werden kann. 13 Jahre nach der Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens, fast 4 Jahre nach Einsetzung des Fonds wäre es an der Zeit, dass die Republik Österreich ihre Versprechen einlöst und nicht nur Lippenbekenntnisse abgibt.
Mag. Michael Duscher eh. Norbert Winkler eh. Martina Enzmann eh.
Leistungen
Sanierungsmaßnahmen des Komitees zur Erhaltung des jüdischen Friedhofes in Klosterneuburg
2007:
Schleifung Zeremonienhalle, Abtransport Schutt und Befestigung Zufahrt (Investition 8.000 €, IKG 4.000 €/Eigenleistung Stadtgemeinde Klosterneuburg)
2008:
Beginn Gräbersanierung (ca. 25 Gräber, Investition rund 8.000 €), Erstellung der Homepage des Komitees, www.juedischerfriedhof.at (Sponsor Computerschule Weitz), Beginn der Bauarbeiten für die neue Friedhofsmauer
2009:
Gräbersanierung (ca. 35 Gräber, Investition rund 11.000 €), Fertigstellung Mauer, Restaurierung der alten Mauer (7.000 €), Restaurierung Gittertore (4.000 €, bez. IKG), Herstellung Wasserleitung zur Nutzwasserentnahme wie eines Handwaschbeckens (Eigenleistung Stadtgemeinde)
2010:
Gräbersanierung (ca. 35 projektiert, Investition ca. 11.000€), Anbringung Davidsterne (1.200 €)
2011:
Gräbersanierung ( Investition ca. 20.000€)
2012:
Gräbersanierung und Renovierung der Zwischenmauer, Investition ca. 25.000 €
Sponsoren
Stift Klosterneuburg: 10.000 € (2008), 15.000 € (von 2010-2012, 5.000 €/Jahr)
Weitere Sponsoren finden sich auf unserer Homepage.
Subventionen
Land Niederösterreich: 4.000 € (2008), 5.000 € (2009)
Mitgliedsbeiträge
Fördernde Mitglieder bezahlen 50 €/Jahr, Normale Mitglieder 30 €/Jahr. Die Gesamtsumme an Mitgliedsbeiträgen könnte nur wenn notwendig im Durchschnittswert angegeben werden.
Veranstaltungen
- Gedenkfeier zum Novemberpogrom 2006 – Kino Klosterneuburg, Lesung
- Gedenkfeier Novemberpogrom 2007 –Kino Klosterneuburg, Vortrag Dr. Spann
- 2008: Gedenken Anschluss 12. März 1938 – Kino Klosterneuburg „Die Fälscher“ mit anschließender Diskussion mit Regisseur Stephan Ruzowitzky
- Gedenkfeier Novemberpogrom 2008 – Kino Klosterneuburg, Dokumentation „Der Mann auf dem Balkon“ mit Prof. Rudi Gelbard
- Buchpräsentation Peter Lachnit, Juni 2009
- Benefizveranstaltung von Stermann & Grissemann „Die Deutsche Kochschau“, Oktober 2009
- Benefizlesung mit Prof. Felix Dvorak, Jänner 2010
- Benefizveranstaltung mit Elisabeth Joe Harriett, Mai 2010
- Film und Diskussion: „Vielleicht in einem anderen Leben“ von Elisabeth Scharang, Mai 2011
Die Mitglieder des Komitees führen laufend gegen eine Spende für den Verein InteressentInnen über den Friedhof, um die Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde in Klosterneuburg zu bewahren.
Die Einnahmen und Spenden durch diese Veranstaltungen belaufen sich auf rund 10.000 €.
Kooperationen
Teilnahme mit einem Stand am Klosterneuburger Höfefest 2010, am Stiftsfest 2011
Die Geschichtsgruppe der Neuen Mittelschule Hermannstraße hat unter Leitung von Elfriede Strempfl über zwei Jahre die Reinigung und Pflege der sanierten Gräber durchgeführt.
Teilnahme an zahlreichen Symposien in Wien und Graz zum Thema Friedhofsanierung.
Die Stadtgemeinde Klosterneuburg führt regelmäßig den Gras- und Baumschnitt durch.
Aktuelles
Einige Beispiele zur Friedhofsanierung
Seit Bestehen des Komitees konnten schon beachtliche Fortschritte zur Sanierung des Friedhofs und der Gräber erzielt werden. Neben der Erneuerung der Mauer und Sanierung der Tore sind nun alle Gräber restauriert. Besonders wichtig ist uns, dass alle Arbeiten in Absprache mit der Israelitischen Kultusgemeinde durchgeführt wurden. Einige Beispiele sollen zeigen, was die Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsoren bewirkt haben. Das Grab Buchwald, dessen Restaurierung von einem unserer Mitglieder mit einer Spende von € 700.- finanziert wurde, und darunter die letzten drei restaurierten Gräber zeigen eindrucksvoll, welch hervorragende Arbeit von unserem Retaurator Robert Burger und seinen Helfern geleistet wurde. Weitere Beispiele finden sie auf der Seite Fotos.
Die Davidsterne (hebr.מגן דוד , Magen David – „Schild Davids“) wurden nach dem Abriss der Ruine der Zeremonienhalle neben dem Tor angebracht. Die Tore wurden mit Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien restauriert.